ARCH+ 209. Kapital(e) London | ARCH+ magazine

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ARCH+ 209. Kapital(e) London

Uitgever:ARCH+

  • Paperback
  • Duits
  • 176 pagina's
  • 10 dec. 2012

Die Londoner Stadtproduktion wird seit jeher in erster Linie von privaten Entwicklern bestimmt, entsprechend sind übergeordnete Instanzen der Verwaltung und Planung traditionell schwach entwickelt. Dies entspricht der seit dem 17. Jahrhundert in Großbritannien vorherrschenden liberalen Weltanschauung, der zufolge der Staat sich möglichst nicht in den Selbstlauf des Marktes einmischen sollte, um die volle Entfaltung individueller und gesellschaftlicher Potenziale nicht zu behindern. Aus dieser Perspektive bildet die wohlfahrtsstaatlich geprägte Planungspolitik und Wohnungsversorgung in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Regierungsantritt Margaret Thatchers Ende der 1970er Jahre ein vergleichsweise kurzes, wenn auch prägendes Intermezzo in der Gesamtentwicklung Londons.

Die in den letzten Jahrzehnten zu beobachtende globale Tendenz zur privaten und spekulativen Stadtproduktion lässt sich hier prototypisch studieren.

Die Londoner Stadtproduktion wird seit jeher in erster Linie von privaten Entwicklern bestimmt, entsprechend sind übergeordnete Instanzen der Verwaltung und Planung traditionell schwach entwickelt. Dies entspricht der seit dem 17. Jahrhundert in Großbritannien vorherrschenden liberalen Weltanschauung, der zufolge der Staat sich möglichst nicht in den Selbstlauf des Marktes einmischen sollte, um die volle Entfaltung individueller und gesellschaftlicher Potenziale nicht zu behindern. Aus dieser Perspektive bildet die wohlfahrtsstaatlich geprägte Planungspolitik und Wohnungsversorgung in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Regierungsantritt Margaret Thatchers Ende der 1970er Jahre ein vergleichsweise kurzes, wenn auch prägendes Intermezzo in der Gesamtentwicklung Londons.

Die in den letzten Jahrzehnten zu beobachtende globale Tendenz zur privaten und spekulativen Stadtproduktion lässt sich hier prototypisch studieren.

„Kapital(e) London“ ist folgenden Themenbereichen gewidmet:

Das erste Kapitel behandelt den periodisch aufkeimenden Willen, angesichts der Kleinteiligkeit der Stadtentwicklung eine übergeordnete Planung zu etablieren. Die wiederkehrenden Versuche, „Große Pläne“ durchzusetzen, wie schon beim Wiederaufbau nach dem „Great Fire“ von 1666, scheiterten jedoch stets. Auch die Modern Architectural Research Group (MARS) hat in ihrer Frühphase entsprechende Ansätze zur großmaßstäblichen Überformung Londons verfolgt. Wir stellen die Versuche von Arthur Korn und anderen vor, die konstruktivistische Idee der Bandstadt sowohl auf Berlin als auch London anzuwenden. In dieser Tradition steht auch Rem Koolhaas’ Projekt Exodus oder Die freiwilligen Gefangenen der Architektur, das wir 40 Jahre nach seiner Entstehung (1972) erstmals vollständig auf Deutsch herausbringen. Mit Koolhaas haben wir im Editorial über seine besondere Beziehung zu London gesprochen, die immer auch sein Interesse für Moskau und Berlin widerspiegelt.

Das zweite Kapitel fokussiert auf die private Stadtproduktion in London, die nur vor dem Hintergrund des besonderen Bodenrechts im britischen Rechtssystem zu verstehen ist. Ausgehend von der Tatsache, dass seit dem 11. Jahrhundert alles Land nominell der Krone gehört, hat sich ein komplexes System der Vergabe von Besitztiteln und Nutzungsrechten entwickelt, das bis heute die Stadtentwicklung bestimmt. Die Besonderheit liegt darin, dass es im britischen Rechtsverständnis „beim Bodenrecht nicht um ‚Sachen‘ geht, sondern um Rechte und damit um Beziehungen zwischen Personen.“ Gerade dieser immaterielle Kern des Bodenrechts hat dazu geführt, dass hier die spekulative Stadtproduktion sehr früh eingeleitet wurde. Nick Beech und Amy Thomas schreiben zur aktuellen Situation: „Eigentum wird so den Blicken immer mehr entzogen, verbirgt sich hinter undurchsichtigen Vertragsstrukturen, flackert im von Algorithmen bestimmten Handel der globalen Märkte. Das Zentrum dieses globalen Handels ist immer noch London, oder besser gesagt die City of London. Den Sonderstatus der City diskutiert der Essay „Die Macht der Quadratmeile“, wie die City auch umgangssprachlich genannt wird. Die Strategien von Privatisierung, Kontrolle und Manipulation des öffentlichen Raumes durch den „Ring of Steel“ werden im Gespräch von Henrietta Williams mit Jo Anne Butler offengelegt.

Das dritte Kapitel stellt das Auf und Ab der Planungspolitik in London seit dem Zweiten Weltkrieg vor, die im Dreiecksverhältnis zwischen Staat, Markt und Gesellschaft immer wieder radikal neu justiert wurde. Auf die wohlfahrtsstaatlichen Eingriffe der Nachkriegszeit (ARCH+ features über den sozialen Wohnungsbau), folgte der weitgehende Rückzug des Staates zu Gunsten des Marktes. In jüngster Zeit soll die Gesellschaft, deren Existenz Thatcher in einem berühmt berüchtigten Auspruch noch negiert hat („There is no such thing as society.“), unter dem Konzept des „Localism“ neue Verantwortung übernehmen.

Das vierte Kapitel schließlich diskutiert die Auswirkungen dieser privat getriebenen Stadtproduktion auf die aktuelle Architekturentwicklung. In ihrem einleitenden Essay legen Marc Frohn und Charlotte Skene Catling dar, dass diese ökonomischen und rechtlichen Einschränkungen eine junge Generation von Architekten zu temporären, unsichtbaren und „exterritorialen“ Lösungen anregen. Anhand dieser Dreiteilungen stellen wir jüngste Projekte von FAR + skene catling de la peña, Caruso St John, Alison Brooks, David Kohn, Assemble, Practice Architecture, Carmody Groarke sowie die Serie der Serpentine Gallery Pavilions seit 2000 vor, u.a. von OMA und den diesjährigen Pavillon von Herzog & de Meuron.

Die Ausgabe stellt die Stadtentwicklung Londons abseits des Olympia-Hypes in ihrer strukturellen Komplexität vor, um neue Strategien aufzuzeigen, die es den Architekten erlauben, im Dreieck Staat, Markt und Gesellschaft zu manövrieren.

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